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16.01.2025rss_feed

Vortragstagungen 2025: Eval-Iso, Märkte in 2025, Mitarbeiterführung und -entwicklung, Tierhaltungsstufe 3

Auch das Jahr 2025 startete mit den gemeinsamen Vortragstagungen der Landwirtschaftskammer NRW und der GFS-Genossenschaft zur Förderung der Schweinehaltung eG. In diesem Jahr fanden die Veranstaltungen am 07. Januar in Espelkamp und am 08. Januar in Saerbeck statt. Die Veranstaltung am 09. Januar wurde als Videokonferenz durchgeführt. Die Vortragsveranstaltung war gut besucht. Insgesamt haben mehr als 320 Personen teilgenommen. Moderiert wurden die Veranstaltungen von Dr. Astrid van Asten und Stefan Sagkob von der Landwirtschaftskammer in NRW.

Die Referenten der Vortragstagung in Saerbeck; (v.l.): Dr. Sandra Löbert, Daniel Hunkemöller,  Eckart Schlamann, Dr. Meike Friedrichs, Stefan Sagkob, Dr. Albert Hortmann-Scholten

Die Referenten der Vortragstagung in Saerbeck; (v.l.): Dr. Sandra Löbert, Daniel Hunkemöller, Eckart Schlamann, Dr. Meike Friedrichs, Stefan Sagkob, Dr. Albert Hortmann-Scholten


Begrüßung und Aktuelles bei der GFS

Nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Landwirtschaftskammer NRW, Karl Werring, berichtete GFS-Geschäftsführerin Dr. Meike Friedrichs über die aktuellen Entwicklungen der GFS. Für das Jahr 2024 konnte die GFS im Vergleich zum Vorjahr erneut ein Plus beim Verkauf von Spermatuben (+6,6 %) erzielen. Es wurden insgesamt 4,14 Mio. Spermatuben verkauft und ein Umsatz von 21,5 Mio. € erwirtschaftet. Der aktuelle Eberbestand der GFS liegt bei 2.355 Ebern. Eine besondere Herausforderung stellte das Auftreten der ASP in Hessen im vergangenen Jahr dar, von der die GFS-Eberstation in Griesheim betroffen ist. Bedingt durch die Sperrung vor Ort haben wir nach Rücksprache mit den Veterinärbehörden 125 Eber aus Griesheim nach Ascheberg in den Stall Lütkebauer umgestallt. Die Eber wurden in Spezialfahrzeugen transportiert. Weitere 24 Eber wurden als Auftragsproduktion bei KI Twenthe in den Niederlanden eingestallt. Ebenso wurde der Stall Oldefeld in Ascheberg wieder in Betrieb genommen. Eine weitere Neuerung in 2024 war die Einführung des Premiumversands für aktive Spermakunden. Aktive Spermakunden erhalten seit dem 01. November 2024 frachtfreie Lieferungen von Lagerware der GFS-Top-Animal ab einem Bestellwert von 0€.


Eval-Iso – Evaluierung der Isoflurannarkose zur Ferkelkastration

Vier Jahre sind seit dem Verbot der betäubungslosen Ferkelkastration und der Einführung der automatisierten Isoflurannarkose für die Kastration männlicher Saugferkel durch sachkundige Landwirtinnen und Landwirte vergangen. Mit der Einführung der Isolurannarkose wurde durch die LMU München sowie den Schweinegesundheitsdiensten der LWK NRW und Niedersachsen ein Kompetenzzentrum zur kostenfreien Beratung und Unterstützung für die Isoflurannarkose beim Saugferkel (IsoKomp) gegründet. Von ihren Erfahrungen und Kenntnissen Projekt berichteten Dr. Sandra Löbert und Dr. Sabine Schütze im Rahmen der Vortragstagungen den Zuhörer/-innen. Hierbei gingen sie besonders auf das richtige Verhalten bei Narkosezwischenfällen ein. Sollte ein solcher Narkosezwischenfall beim Ferkel auftreten, der sich in einer gestörten Atmung oder Herz-/Kreislaufstörungen zeigt, sollten Maßnahmen zur Auslösung des Atemreflexes (z.B. Kneifen der Nasenscheidewand oder Übergießen mir kaltem Wasser) und die Beatmung durch Thoraxkompression (Höhe Herz, Frequenz 30-40 x / min) erfolgen.

Ausgehend von den Erfahrungen und Kenntnissen aus dem Projekt IsoKomp ist eine Evaluierung der Methode unabdingbar. Daher möchten die Klinik für Schweine der LMU München zusammen mit den Schweinegesundheitsdiensten in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen anhand einer deutschlandweiten Erhebung die automatisierte Isoflurannarkose evaluieren. Neben einer Statuserhebung im Bereich Tierschutz, Anwendersicherheit und Gerätefunktion sollen die Zufriedenheit im Arbeitsalltag beurteilt und mögliche Stellschrauben zur Optimierung der Isoflurannarkose ermittelt werden. Der Fragebogen kann anonym direkt hier ausgefüllt werden: survey.ifkw.lmu.de/isoeval Bei Interesse kann zudem ein kostenfreier Bestandsbesuch an einem Kastrationstag erfolgen.


Was bewegt die Märkte in 2025?

Dr. Albert Hortmann-Scholten gab den Zuhörer/-innen einen Ausblick zur Fragestellung: Was bewegt die Märkte in 2025?. Seit 8 Jahren reduziert Deutschland die Schweineschlachtungen. In der Spitze wurden zirka 60 Mio. Schweine geschlachtet. In diesem Jahr dürften es schätzungsweise nur noch 44,5 Mio. Tiere sein. Durch den Verlust wichtiger asiatischer Absatzmärkte und der erheblichen Markverwerfungen durch die Corona Pandemie beschleunigten sich die Konzentrationsprozesse. Übernahmen und Standortschließungen prägen derzeit das Marktgeschehen. Der Erzeuger wird mit vielen Fragen hinsichtlich Konzentration des Schlachthofsektors sowie Auswirkungen bei den Schlachthofvorkosten und Maskenänderungen konfrontiert. Aber auch mangelnde Planungssicherheit bei Neu- und Umbauten werfen Fragen und unsichere Rahmenbedingungen auf. Damit Schweinehalter in Deutschland auch zukünftig wettbewerbsfähig sind braucht es Klarheit im Baurecht, Reduzierung der Baukosten und Planungssicherheit. Bedingt durch hohe Tierwohlstandards und Haltungsformen zeichnen sich Trends der Abwanderungen der Schweinefleischproduktion in kostengünstigere Länder ab. Zur langfristig kostendeckenden Produktion muss der Schlachtschweinepreis auch 2025 bei mindestens 2,00 € liegen.


Mitarbeiter führen und entwickeln

Wie in vielen anderen Branchen ist es auch in der Landwirtschaft schwieriger geworden Mitarbeiter zu finden. Insbesondere vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels auch in anderen Branchen sei es für landwirtschaftliche Arbeitgeber von großer Bedeutung sich hervorzuheben. Eckart Schlamann erläuterte in seinem Vortrag praxisnahe Strategien und Methoden, wie Führungskräfte Mitarbeiter effektiv führen, langfristig binden und deren Potenziale gezielt entwickeln können. Grundlagen erfolgreicher Kommunikation, motivierende Führungsstile und die Bedeutung von Feedback sind hier besonders wichtig. Die Führungskraft sieht Schlamann mehr und mehr in der Rolle eines Coaches, deren Kernaufgaben im Bereich Entscheiden, Kontrollieren & Beurteilen, Organisieren & Gestalten, Entwickeln & Stärken, Informieren & Kommunizieren, Setzen von klaren Zielen und Motivieren liegen. Die gezielte Mitarbeiterentwicklung trägt langfristig zur Steigerung von Leistung und Zufriedenheit im Team bei. Seiner Meinung nach benötigen insbesondere junge Leute und Mitarbeiter Feedback. Eine exzellente Führungskraft zeichnet sich durch Ideen, Kommunikation, Agreement, Empowerment, Exekution und durch das Treffen von Entscheidungen aus. Um als Führungskraft nun erfolgreich Mitarbeiter zu führen, können die vier Stufen der Führung eine wertvolle Orientierung bieten:

1. Stufe – Klarheit in Rollen und Aufgaben: Weiß jeder Mitarbeiter, wofür er verantwortlich ist, was seine Aufgaben sind und wie die Arbeit erledigt werden soll?

2. Stufe – Kommunikation mit System: Ist jeder Mitarbeiter immer ausreichend mit Informationen versorgt, die ihn und seinen Arbeitsbereich betreffen?

3. Stufe – Führung für Entwicklung & Wachstum: Bekommt jeder Mitarbeiter regelmäßig Rückmeldungen und hat die Chance, sich weiterzuentwickeln?

4. Stufe – Beteiligung: Verantwortungsübergabe, Systematische Beteiligung von Mitarbeitern an der Unternehmensentwicklung


Tierhaltungsstufe 3 – ein Praktiker berichtet

Der Landwirt Daniel Hunkemöller bewirtschaftet einen familiengeführten Betrieb in Warendorf mit ca. 120 ha Ackerbau und Schweinemast. Bis zum Jahr 2020 hielt er 3.000 Mastschweine, bevor er dann auf Haltungsstufe 3 umstellte und auf 1.490 Plätzen abstockte. Gründe für die Umstellung waren vor allem steigende Kosten, eine hohe Arbeitsbelastung und wenig Freizeit bzw. Zeit für die Familie. Haltungsstufe 3 bedeutet, dass die Tiere Zugang zu Außenbereichen haben. Stroh oder vergleichbares Material als Einstreu oder Raufutter sind Pflicht. Die Tiere erhalten 40 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben. Auf dem Betrieb von Daniel Hunkemöller haben die Schweine nun die freie Wahl, ob sie sich im Stall oder im Auslauf aufhalten. Die Mastschweine vermarktet Hunkemöller über das Programm BauernLiebe der Firma Rasting. Die Partnerschaft mit Rasting schätzt er sehr: Mit der Firma Rasting kann ich auf Augenhöhe kommunizieren. Bei auftretenden Problemen werden schnell Lösungen gefunden. Die Umstellung auf die Tierhaltungsstufe 3 bereut der Landwirt nicht. Die Belastung des Landwirts ist seit der Umstellung deutlich gesunken und er kann mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Seine Berufskollegen ermutigt er, den Schritt einer solchen Umstellung zu wagen.


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