Spermahaltbarkeit

Die Spermahaltbarkeit ist in einem hohen Maß dadurch beeinflusst, wie es gelingt, schädigende Einflüsse während der Verarbeitung und Lagerung zu vermeiden. Dementsprechend wird sie wesentlich von der Behandlung des Spermas während der Verarbeitung mitbestimmt. Hier hat es in den letzten Jahren, nicht zuletzt durch die Arbeit des FBF im Rahmen des BRS-Qualitätssiegels, immer wieder neue Erkenntnisse gegeben, die bei der GFS umgesetzt werden.

Hygiene vermindert Keimbelastung

Umweltkeime in den Spermatuben können die Haltbarkeit des Spermas deutlich mindern. Aus diesem Grund legt die GFS einen besonderen Schwerpunkt auf die Hygiene während der Spermagewinnung und Spermaverarbeitung. Alle Prozesse sind so ausgerichtet und eingeübt, dass die bakterielle Belastung des Ejakulates während der Spermagewinnung minimiert wird, und dass kein Keimeintrag während der Spermaverarbeitung erfolgt. Eine zeitnahe Zugabe eines Vorverdünners mit antibakteriellem Zusatz ist ebenfalls wichtig.

Optimiertes Temperaturmanagement schützt Spermien

Ein zweiter wichtiger Faktor ist, dass das Temperaturmanagement im Prozess der Spermaverarbeitung optimal abgestimmt ist. Möglichst frühzeitig nach der Spermagewinnung erfolgt eine temperaturgleiche Vorverdünnung. Im weiteren Verlauf kann sich das Sperma langsam auf Raumtemperatur abkühlen und wird wiederum mit einem temperaturähnlichen Verdünner weiter ausverdünnt. Darauf erfolgt eine langsame Abkühlung auf die optimale Lagertemperatur von 18°C. Während der weiteren Lagerung und des Transportes sollten ebenfalls möglichst keine größeren Temperaturschwankungen auftreten.

Moderne Untersuchungsmethoden sichern Qualität ab

Natürlich ist es außerdem wichtig, nur Ejakulate für die Herstellung von Besamungsportionen zuzulassen, die eine Mindestqualität aufweisen. Hier hat es durch die Einführung des CASA-Systems Androvision (Übersicht 1) einen deutlichen technischen Fortschritt bei der Untersuchung der Ejakulate gegeben. Denn hiermit wurde ein objektives Verfahren zur Untersuchung der Spermien-Motilität (Spermien-Beweglichkeit) und der Spermien-Morphologie (Gestalt der Spermien) etabliert.

Neben einer Erhöhung der Sicherheit, nicht taugliche Ejakulate auszuselektieren, hat die Einführung des CASA-Systems auch dazu geführt, dass durch zuverlässige und vergleichbare Messungen der Motilität die 4-Tage-Haltbarkeit objektiv abgesichert wird.

Schon immer gelangt bei der GFS Sperma vom Vortag in den Verkauf. Zusätzlich wird an den GFS-Standorten in Fischbeck und in Schillsdorf aus logistischen Gründen von Beginn an mit dem System der Vortagsproduktion gearbeitet; und das mit sehr gutem Erfolg. Verschiedene Gründe haben in neuerer Zeit dazu geführt, dass auch an den Standorten, wo traditionell am Tag der Produktion ausgeliefert wurde/wird, vermehrt in die Vortagsproduktion eingestiegen wird:

Überproduziertes Sperma nicht vernichten

Ein Bereich, der sich stark auf die Wirtschaftlichkeit einer Besamungsstation auswirkt ist die Minimierung der vernichteten Tuben. Die Planung eines Produktionstages, das heißt, wie viele und welche Eber springen sollen, erfolgt am Tag vor der Produktion. Die Tubenausbeute wird dabei geschätzt. Sie steht erst fest, wenn die Eber gesprungen sind. Auch der Spermabedarf wird geschätzt. Die Daueraufträge helfen hierbei sehr, dennoch ist der genaue Bedarf an Tuben nicht bekannt. Dieses bedingt, dass ein Überhang an Tuben produziert wird. Würden diese Tuben nicht am Folgetag verkauft werden, müssten sie vernichtet werden.

Verschiebung des Spermabedarfs auf den Wochenbeginn und das Wochenende

Die Spermalieferungen haben sich sehr stark auf den Beginn der Woche und auf das Ende der Woche verschoben. Daraus resultiert ein hohes Arbeitsaufkommen bei der Spermagewinnung und Spermaverarbeitung, welches nicht mehr an einem Tag zu bewältigen ist. Eine rechtzeitige Spermalieferung am Montag ist nur sichergestellt, wenn ein Großteil der Portionen bereits am Sonntag produziert werden. Das Gleiche gilt für Donnerstag und Freitag. Gleichzeitig sind Produktionstage an einzelnen Standorten weggefallen, weil sie nicht mehr ausgelastet waren. Um die Eberverfügbarkeit dennoch sicher zu stellen, werden benötigte Portionen am Vortag produziert.

Logistik von Vorstufen und weniger stark frequentierten Herkünften

Nicht alle Herkünfte/Genetiken können mit der ausreichenden Anzahl an Ebern an jedem Standort aufgestallt werden. Um dennoch die Lieferung jeder Genetik für jeden Sauenhalter zu ermöglichen, muss eine Logistik aufgebaut werden, die einen Spermaaustausch zwischen den Standorten ermöglicht. Auch der Spermaaustausch funktioniert nur mit Vorproduktion.

Von jedem Produktionseber wird mindestens alle 14 Tage eine Tube aus der Produktion als Rückstellprobe im Labor behalten. Diese wird am Datum des MHD-Tages auf der Tube oder/und einen Tag später hinsichtlich der Beweglichkeit (Motilität) der Spermien untersucht. Am letzten Tag der Haltbarkeit muss die Motilität mindestens 65% betragen.

Früher wurde die Spermahaltbarkeit durch die Nachuntersuchung zufälliger Stichproben aus der Produktion abgesichert. Seit einigen Jahren hat die GFS auf die eberindividuelle Überprüfung der Spermahaltbarkeit umgestellt (Übersicht 2). In den letzten ca. 2 Jahren wurde das Sperma dann nicht nur 3 Tage, sondern auch 4 oder 5 Tage nach der Produktion nachuntersucht. Dabei hat sich herausgestellt, dass bei ca. 85% der Eber die Besamungsportionen mindestens 4 Tage haltbar sind.

Zu diesem Thema ist zu sagen, dass die GFS schon mehrfach verschiedene Langzeitverdünner getestet hat. Oftmals haben die Langzeitverdünner Komponenten, die schädigende Einflüsse bei Verarbeitung und Transport abmildern können. Bei den Versuchen der GFS haben sich die Vorteile eines ausgewiesenen Langzeitverdünners als nicht sehr groß bzw. als gar nicht vorhanden dargestellt. Daher erscheint der deutlich höhere Preis eines Langzeitverdünners bisher nicht gerechtfertigt. Aber in der Verdünner-Forschung gibt es ständig Weiterentwicklungen, so dass sich die Einschätzung dazu auch irgendwann ändern könnte. Wir bleiben dran und prüfen regelmäßig neue Entwicklungen beim Verdünnerangebot.